„Was fällt euch denn zu persönlichem Wissensmanagement ein?“, habe ich zwei befreundete Medieninformatiker gefragt. Der einen grübelte erstmal, was ich damit meinen könnte. Auch Maren aus dem SOOC13-Team ist dem sperrigen Begriff auf den Grund gegangen und fand vor allem die Ausführung von Gabi Reinmann hilfreich:
„Wenn von „individuellem Wissensmanagement“ die Rede ist (vgl. Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2000) sind (bei Übertragung der organisationsbezogenen Bedeutung) sowohl die aufeinander abgestimmten Tätigkeiten zum „Leiten und Lenken“ des eigenen Wissens und der uns umgebenden Informationen gemeint als auch die Handhabung vielfältiger Anforderungen an unsere Erkenntnistätigkeit und der geschickte Umgang mit hierfür vorhandenen (oft mediengestützten) Hilfsmitteln bzw. Instrumenten […].“ (aus “Individuelles Wissensmanagement – ein Rahmenkonzept für den Umgang mit personellem und öffentlichem Wissen”)
Gabriele Vollmer nennt in ihrem Vortrag vor allem die Stichworte „Strategie“, „Stress- und Fehlermanagement“, „Networking und Kommunikation“, „Zeit- und Selbstmanagement“, „Lernpsychologie und -Strategie“.
Ich habe es Freund 1 dann so erklärt: Persönliches Wissensmanagement meint das bewusste Nutzen von Tools für das Erreichen von Zielen durch Zeit-, Aufgaben- und Organisationsmanagement. Haut das hin? Würdet ihr das als prägnante Erklärung akzeptieren?
Maren hatte das übrigens auch schön in Worte gepackt: „WIE setze ich WAS ein, um WELCHE Ergebnisse zu erreichen.“
Freund 2 bildete sofort erste Assoziationen und fragte mich, ob ich Coursera schon kennen würde. Die Plattform stellt MOOCs aus der ganzen Welt bereit – es finden sich ein ganzer Haufen an interessanten Kursen, in die ich mich am liebsten sofort einschreiben würde. Freund 2 nutzt es vor allem, um sich Zusatzwissen aus seinem Fachgebiet anzueignen.
Ich gehe hier ziemlich mit Gabriele Vollmer mit: Jeder ist selbst dafür verantwortlich, welches Wissen er sich wie aneignet. Vernünftig organisiert kann ich damit beispielsweise meinen Marktwert erhöhen.
Einen besonders wichtigen Punkt, den Frau Vollmer anspricht, ist das Networking. Auch wenn es um persönliches Wissensmanagement geht, ist das Wissensmanagement an sich kein rein individueller Prozess mehr. Ich lerne von anderen, kann mit ihnen aber auch mein Wissen oder meine Fragestellungen teilen. Das passiert vor allem über soziale Netzwerke. Einer meiner Facebook-Freunde stößt durch seine Posts immer wieder sehr gute Diskussionen zu gesellschaftlichen Themen an. Er postet beispielsweise einen Text, ein Video, zitiert daraus, teilt seine eigenen Gedanken mit und wirft Fragen auf. Das macht er auch über die Kommentarfunktion unter seinem Post. Viele Freunde von ihm steigen in diesen sichtbaren Gedankengang ein. Am Ende haben alle was davon – und ich lese oft gezielt in seiner Timeline, weil die Gespräche und Diskussionen immer gut sind und ich neue Standpunkte kennenlerne. Nervig finde ich es hingegen, wenn Freunde, die Facebook kaum nutzen, nur Posts absetzen, weil sie gerade dringend eine Info brauchen („Wer kennen jemanden, der…“, „Suche ein Zimmer in…“). Ihnen antworte ich auch nicht – es sei denn, sie teilen mir auch mit, wofür sie das brauchen (z. B. einen Gesprächspartner für ein Interview; das Zimmer, weil sie eine neue Stelle gefunden haben;…). Oder um es wie Frau Vollmer mit Macchiavelli zu sagen: „Nur wer selbst Informationen gibt, bekommt Informationen.“
Durch den Vortrag ist mir vor allem klargeworden, wie gut man sich prinzipiell strukturieren könnte ;) Ich sage das mal so: Ich möchte nicht mein ganzes Leben in Listen, Mind-Maps, Ordnungssysteme packen. Aber ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es vor allem wichtig ist, Dinge zentral zu verwalten. Also: Termine kommen ALLE in EINEN Kalender, unerledigte Dinge in kategorisierte Listen, Mails erledige ich nach Möglichkeit sofort, unerledigte werden in ein extra Tab gesetzt, das so lange offen bleibt, bis sie erledigt sind. Ich hab eine ganze Weile gebraucht, um für meine Organisationsstruktur die richtigen Tools zu finden. Angefangen von Papier, bis hin zu voll-synchronisierten Apps. Jetzt habe ich es so gelöst: Mein Papierkalender ist abgeschafft, Termine verwalte ich über GoogleKalender. Er ist auch mit meinem Handy synchronisiert, ich führe einen gemeinsamen Kalender mit meinem Freund (nur gemeinsame Termine landen in meinem Kalender, also nicht sein Zahnarzttermin) und so weit möglich auch mit Mitgliedern aus Projektgruppen, in denen ich mich engagiere. Das erweist sich seit einem halben Jahr nun schon als wirklich praktikabel. Auf dem Handy habe ich GoogleKeep installiert und meine Listen nach Kategorien (z. B. „Uni“) benannt. Über den Cloudservice GoogleDrive könnte ich auch über den Laptop auf meine Listen zugreifen, aber das brauche ich eigentlich nicht. Alle Mailpostfächer verwalte ich über Thunderbird. Das mache ich schon Ewigkeiten so. Nachdem eine Weile sogar alles in ein Postfach lief, habe ich die Weiterleitungen wieder aufgelöst und arbeite jetzt Mails lieber nach Projekten (Mailadressen) ab, als alle unsortiert gestapelt zu haben. Mit weitergehender Vorsortierung (automatische Einordnung) habe ich keine guten Erfahrungen gemacht – das raubt mir Zeit und Nerven, insbesondere, weil ich mit vielen Leuten in mehreren Projekten arbeite, aber auch privat mit ihnen befreundet bin. Ich habe keinen Nutzen davon, wenn Mails von Sarah, in denen sie mit mir Urlaubspläne schmieden will, und welche, in denen es um die Uni geht, im Ordner „Projekt XY“ landen. Besonders wichtig sind für mich CloudServices, vorrangig natürlich Dropbox, aber auch Drive, weil hierüber gemeinsam bearbeitete GoogleDocs laufen (Dropbox speichert bei gleichzeitiger Bearbeitung ja diese unsäglichen conflicted copies). Was ich ansonsten nutze, ist vor allem Kleinkram. Ich habe meine Favoritenleiste, ich habe die Auto-Vervollständigung, ich bin in Facebook-Gruppen. Und ich liebe seit kurzem Prezi, wie ich in einem anderen Post schon erwähnt hatte. Ein supergutes, simples Tool für Präsentationen. Früher mochte ich mal MindMeister für Projektgruppe, aber zu viele Tools mit zu vielen Leuten zu nutzen ist höchst ineffizient.
Am wichtigsten für mein persönliches Wissensmanagement sind aber zwei Dinge:
1. Dinge zentral zu verwalten (s. o.).
2. Dinge, die nicht länger als 2-3 Minuten dauern, sofort zu erledigen und keinesfalls delegieren – das gilt auch für Sachen abspeichern, ausdrucken, Termine eintragen, kurze Mailantworten schreiben.
Damit verfahre ich übrigens teilweise nach der Getting Things Done Methode. Ich kenne Leute, die nur nach dieser Methode leben – die bekommen Sachen aber in den meisten Fällen auch nicht besser hin als ich ;)
Habt ihr mal eine Methode zum Selbstmanagement, zur Zielerreichung ausprobiert? Zum Beispiel MindMaster? Oder kennt ihr andere gute?
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